Nur mit einer klaren Vision lässt sich eine gewachsene Versicherungs-IT fit für die Zukunft machen …

Vor einigen Woche habe ich Sie mit dem Begriff der „digitalen DNA“ Ihres Versicherungsunternehmens konfrontiert und Ihnen „angedroht“, Sie mit weiteren Ausführungen zu diesem Thema zu entzücken. Heute möchte ich die Idee einer digitalen DNA in Hinsicht auf die Anwendungs- und BI-Landschaft einer Versicherung konkretisieren.

Versicherungen gehören, da erzähle ich Ihnen nichts Neues, zu den Unternehmen, die bereits sehr früh auf IT gesetzt haben. Und vermutlich ist Ihnen auch bekannt, dass es keine Kernkompetenz von Versicherungen (und anderen Unternehmen) ist, eigentlich schon abgelöste Anwendungen konsequent abzuschalten. Somit findet sich bei vielen Versicherungen eine über Jahrzehnte gewachsene Anwendungslandschaft, bestehend aus einer hohen zweistelligen oder dreistelligen Anzahl von Anwendungen. Und eine solche Landschaft fit zu machen für die Anforderungen der Zukunft (nach meiner Wahrnehmung der Schwerpunkt der Aktivitäten deutscher Versicherer, wenn aktuell von Digitalisierung gesprochen wird), ist eine Herkulesaufgabe, der sich jede Versicherung stellen muss.

Und (zumindest für mich) ist es klar, dass ein solcher Umbau der Anwendungslandschaft nur mit neuem Denken (zumindest in vielen Unternehmen) umgesetzt werden kann. Denn weder die übliche Betrachtung einer Landschaft als Sammlung von einzelnen Komponenten noch zehnjährige generalsstabsmäßige Umbauprogramme sind zielführend.

Was also tun? Ich kenne keine Versicherung, die mit ihrer aktuellen IT-Landschaft wirklich zufrieden ist. Allerdings haben sich schon einige auf den Weg begeben. Aber trotz vieler guter Ansätze fehlt mir noch etwas.

Und jetzt ist vermutlich der Moment, wo auch der geduldigste Leser beginnt, mich (zumindest im Geiste) anraunzen: „Das ist ja nichts Neues … Da bin ich auch schon selber drauf gekommen.“ Doch gemach. Am Ende dieses Beitrags gebe ich einige Hinweise, wie ich mir den idealen Weg denke, eine gewachsene Versicherungsanwendungslandschaft umzubauen. Hierzu wende ich etwas an, das mir persönlich schon oft geholfen hat: Intelligente Vernetzung. Was ich damit meine: Ich verknüpfe einige Erkenntnisse aus den letzten Jahren. Bei mir sind das aktuelle diese Punkte:

  • Das Denken in Anwendungsplattformen: Dabei ist eine Anwendungsplattform eine Basis von fachlichen und technischen Services und den Werkzeugen, um daraus prozessorientierte Anwendungen und Apps zu bauen.
  • Ideen aus agilen Vorgehensweisen – vor allem das Denken in Produktvisionen als Startpunkt einer agilen Entwicklung.
  • Das Wissen aus einer Vielzahl von Projekten an der Schnittstelle von Fachlichkeit und IT: Aufgrund von unterschiedlichen Zielgruppen und unterschiedlichen fachlichen Anforderungen können selbst kleinere Versicherungen mit einem „One-Size fits it all“-Ansatz keine IT-Landschaft mehr ausgestalten.

Abbildung 1: Ideale Versicherungs-IT-Landschaft

Somit denke ich die ideale Versicherungslandschaft als (lose gekoppeltes) Zusammenspiel von drei Plattformen:

  1. eine Vertriebs-und Serviceplattform, die die zukünftig gefragten Modelle der Zusammenarbeit von Kunden, Vertriebspartnern und Versicherungsunternehmen optimal unterstützt
  2. eine Backoffice-Plattform, die als serviceorientierter Baukasten die erforderlichen Funktionalitäten der klassischen Bestandsführungs-, Schaden- und In/Exsysteme zur Verfügung stellt
  3. eine „Informationsveredelungsplattform“ (Arbeitstitel), die aus den Daten und Informationen innerhalb und außerhalb des Unternehmens neue Erkenntnisse für Entscheidungen und bessere Prozesse auf den beiden anderen Plattformen generiert

Und man benötigt ein „Schmiermittel“ zwischen den Plattformen: das zentralisierte Wissen über Kunden, Vertriebspartner und Versicherungsprodukte. Mit diesem Startbild – und den natürlich noch auszuprägendenen Visionen für die drei Plattformen – kann ich mich auf die Transformationsreise begeben, die Versicherungs-IT-Landschaft in Richtung mehr Agilität und Einfachheit umzubauen. Denn dies ist nötig.

Falls dies alles selbstverständlich für Sie ist, dann entschuldige ich mich dafür, dass ich Sie gelangweilt habe. Wenn nicht, würde es mich sehr freuen, wenn ich Ihnen einige Anregungen geben konnte.

Ihr Tobias Kohl

#Digitalisierung #Versicherung #digitaleDNA #BusinessIntelligence #BI

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