Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und Weihnachten steht vor der Tür. Wir haben dieses Jahr wieder viel erlebt – Ereignisse und neue Erfahrungen haben unseren Horizont erweitert. Aus der Fiktion der Digitalisierung ist, zumindest in kleinen Teilen, erlebbare Realität geworden. Auf dieser Basis haben wir (Robert und Gerrit) unsere Köpfe zusammengesteckt und versucht, eine aktuelle Antwort auf drei Kernfragen zu formulieren.

Durch die Nutzung welcher wesentlichen Chancen können Versicherer von der Digitalisierung profitieren?

1) Digitalisierung als Treiber grundlegender organisatorischer Veränderungen
Die meisten Strukturen, auf die wir heute in Versicherungskonzernen treffen, haben sich über viele Jahrzehnte bewährt. Das Bewährte setzt den Maßstab für das Neue, oft aber leider auch den Gegenpol für notwendige Veränderungen und Basisinnovationen. Der Druck für grundlegende Veränderung muss groß genug sein, um Wirkung entfalten zu können – durch die gesamte Digitalisierung ist dieser Druck definitiv gegeben.

2) Startups als Innovationstreiber und Wegbereiter
Eine schier unglaubliche Masse an InsurTechs und “freien” Startups bringt die Versicherungsbranche in Bewegung. Nicht alles ist komplett neu oder innovativ, vieles ist aber anders und vor allem kreativ gelöst.
Wir sind uns sicher, dass die wenigsten dieser Startups durchhalten und auf Dauer am Markt überleben werden. Dennoch haben sie einen positiven Effekt auf die gesamte Branche: sie bauen durch neue sowie kreative Denkweisen und Modelle Druck auf und helfen so den Unternehmen dabei, außerhalb der 9 Punkte zu denken, wodurch Innovationen geschaffen werden können.

3) Digitalisierung als Kulturwandel
Nicht nur Prozesse und Strukturen sind im Wandel, auch Corporate Culture als messbarer und emotionaler Unternehmenswert wird immer wichtiger.
In der Vergangenheit und auch heute noch gelten Versicherungen eher als konservativ – die jüngere Generation sucht jedoch nach modernen Arbeitgebern mit entsprechender Unternehmenskultur. Wenn Versicherungen es schaffen, im Zuge der Digitalisierung auch den kulturellen Wandel mitzunehmen, werden sie zukünftig als Arbeitgeber attraktiver wahrgenommen werden.

Verborgene Risiken der Digitalisierung: Worauf sollten Versicherer verschärft achten?


1) Undurchlässige Strukturen
Scheinbar unüberwindbare Mauern und das Beharren auf alte Denkmuster stellen insbesondere in großen Strukturen die Stolpersteine dar. Dies hat schon in anderen Branchen zu bösen Überraschungen geführt, wenn die Unterstützung aus der obersten Führungsebene fehlte.

2) Oberflächliche Umsetzung
Reine Effizienz-Innovation und Digitalisierungsfassade ohne Fundament führt zu schönen Bildern, ist aber leider nicht nachhaltig. Denn ohne digitale Strategie wird lediglich alter Wein in neuen Schläuchen verkauft. Um die Digitalisierung nachhaltig im Unternehmen integrieren zu können, muss eine Strategie entwickelt und umgesetzt werden.
Digitalisierung ist eben kein hübsches Bild, sondern eine Einstellungsfrage!

3) Fehlendes Changemanagement
Veränderung geht immer einher mit den Menschen, der Organisation und der Führungskultur. Deshalb müssen die Mitarbeiter in den Veränderungsprozess einbezogen werden, um sie mit zu erleben, zu akzeptieren und schlussendlich zu adaptieren. Ohne aktive Steuerung und Begleitung der Veränderung ist ein nachhaltiger Erfolg mehr als fraglich. Das Thema Veränderungsmanagement sollte definitiv Beachtung finden.

Die für uns persönlich faszinierendsten Entwicklungen und Trends?
Sensorik und Cyber-physische Systeme im Zusammenspiel mit Big Data sind unserer Meinung nach die stärksten und spannendsten Entwicklungen der Digitalisierung. Allerdings auch die mit den größten Herausforderungen.
Denn jeder noch so moderne Konsument wird in naher oder etwas fernerer Zukunft das Bedürfnis haben, dass mit seinen Daten ausschließlich in seinem Interesse gehandelt wird. Das Thema Datenschutz wird dabei eine immer größere Rolle spielen.

Zusätzlich zum Versuch, die vorangegangenen drei Kernfragen ausführlich zu beantworten, wurden wir mit 5 Aussagen zur Digitalisierung konfrontiert. Was wir darüber denken?

Digitalisierung in den Versicherungsunternehmen …

  • … ist Fluch und Segen zugleich.
    Wir sehen in der Digitalisierung eher einen Segen als einen Fluch für die Versicherungsbranche, auch wenn durch die vorhandenen Strukturen für die Veränderung ein hartes Stück Arbeit auf die Unternehmen zukommt.
  • … erzeugt wieder stärkeren Bedarf nach Strategieentwicklung.
    Diese Aussage ist schwierig zu bewerten, denn Strategie wird immer schnell gefordert. Leider wissen aber die wenigsten wirklich, wie eine gute Strategie aussieht und was sie ausmacht, geschweige denn, wie diese in Geschäftsmodell, Zielen und Betrieb umzusetzen ist.
  • … ist viel Bestandsrenovierung aber (noch) wenig Innovation.
    Dies ist richtig und notwendig, auch wenn es nicht ausschließlich hintereinander stattfinden muss. Fakt ist aber, dass es ohne Fundament zur Ausführung schwer wird, weitere Veränderungen umzusetzen.
  • … wird durch Regulatorik ausgebremst (CoC, IDD, Solvency).
    Das ist in der Tat ein Dilemma unserer Gesellschaft. Denn eigentlich wünschen wir uns doch alle weniger Komplexität in unserem Leben. Leider ist es aber der Einzelne, der das System umgeht und damit unsere Regulierung in Gang setzt. Regulatorik und Innovation scheinen in diesem Zusammenspiel für viele fast unmöglich – ohne Regulierung funktioniert es aber auch nicht.
  • … erfordert mehr denn neue Organisations- und Führungsmodelle.
    Ob direkt neue Organisationsformen notwendig sind, mögen wir nicht beurteilen. Was aber feststeht ist, dass eine neue Führungskultur sicher ein entscheidender Faktor für die Zukunft sein wird.

Mit diesen Gedanken wollen wir Sie ins Jahresende entlassen und wünschen Ihnen frohe Feiertage
Robert Schnittger und Gerrit Götze

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