Endlich startet die neue Blogbeitragsserie “Tagebuch eines Product Owners” – Wir berichten aus unserem Alltag als Product Owner in Versicherungsunternehmen.* Ziel ist es Ihnen, unsere Herausforderungen der Praxis zu transportieren. Sollte Ihnen gefallen was wir berichten, würden wir uns freuen, Sie auf unserer Website begrüßen zu dürfen.
Und nun viel Spaß mit dem ersten Beitrag von mir Ronny Kant:
06:00 Uhr: Der Wecker klingelt… Erstmal die Schlummer-Taste drücken.
06.10 Uhr: Der Wecker klingelt schon wieder… Na gut, aufstehen, fertig machen, schnell das Frühstücksbuffet im Hotel nutzen und dann ab ins Büro.
07:30 Uhr: Die erste halbe Stunde gehört den unbeantworteten Mails und neuen Eingängen. Der Großteil ist nicht dringend, doch eine neue Anforderung hat sich implizit eingeschlichen, die nehme ich mal mit.
08:00 Uhr: Backlog-Pflege. Stimmt die Priorisierung? Sind alle notwendigen Informationen vorhanden? Ein, zwei Stories hatte ich vor den nächsten Sprint vorgesehen, aber da fehlt gefühlt noch alles: Business Value, Akzeptanzkriterien und Story Points. Was ist da los? Im Telefonat mit dem Kollegen aus dem Bereich Business Analyse stellt sich heraus, dass Vertrieb und Betrieb hier unterschiedliche Erwartungen haben – die müssen erstmal geklärt werden, dann lässt sich die Story auch vorbereiten für den nächsten Sprint. Denn: Nach dem Sprint ist während dem Sprint und vor dem Sprint – oder wie war das nochmal??
09:00 Uhr: Kurz mit im Daily lauschen… Läuft! Das Format wird eingehalten, jeder kriegt einen guten Überblick und die Stimmung ist gut – so soll es sein.
09:15 Uhr: Ist die Kaffeemaschine eigentlich schon gelaufen? Völlig vergessen, einen heißen Kaffee kann ich jetzt erstmal gebrauchen.
09:30 Uhr: Heute steht eine Austauschrunde mit den Stakeholdern an. Die ungeklärten Stories sowie die Priorisierung der Features mit Hilfe des Business Values sollen hier nochmal besprochen werden. Das muss noch etwas vorbereitet werden. Business Analyst und ich stecken die Köpfe zusammen – natürlich virtuell – das ist der beste Abstand in Corona-Zeiten.
10.00 Uhr: Die Austauschrunde per WebEx startet. Mittlerweile haben sich auch alle gut daran gewöhnt. Was steht heute an? Kurzer Blick in das Backlog und die Releasplanung sowie Klärung, ob es neue Themen gibt. Für das nächste Release sind wieder drei Sprints vorgesehen, jedoch bedingt durch die Urlaubszeit mit deutlich reduzierter Kapazität. Umso wichtiger ist es, sich jetzt über die Priorisierung einig zu werden. Die relevanten Teamleiter sowie Kundenbetreuer sind zugeschalten. Wir haben uns angewöhnt, den Business Value qualitativ zu erheben, mit Hilfe einer Referenz-Story aus den Anfängen des Systems. Mit Hilfe dieser Baseline stimmen wir in der Runde ab, ob neue Anforderungen u.a. in den Bereichen: Kundennutzen, Betriebsnutzen, Risiko, wirtschaftliche Vorteile wertvoller oder weniger wertvoll als die Vergleichsstory sind.
13:00 Uhr: Wir sind durch, es war hitzig und irgendwie sitzt man gefühlt immer zwischen den Stühlen, keine Frage, aber am Ende haben wir Einigkeit erreicht und für die Kunden/User ein super Päckchen für das nächste Release im Blick. Freue mich schon auf das Refinement und Planning mit dem Team. Jetzt erst mal Mittagessen…
14.00 Uhr: Erkenntnisse aus der Stakeholderrunde müssen jetzt erstmal nach Jira gebracht werden. Aufräumen, sortieren, ergänzen… Fehlt da nicht eine Story? Drei Minuten später und ein kurzer Anruf beim Scrum Master: Die Story fehlt nicht, sondern ist bereits in Entwicklung – korrelierte stark mit einer anderen Anforderung im Sprint Backlog, daher hat sich das Team entschieden, dass schon mitzunehmen.
14:47 Uhr: Unser Scrum Matser kommt aufgeregt ins Büro – hatten wir nicht gerade telefoniert? Er meldet, dass wiederholt von einer Teamleiterin versucht wurde Änderungswünsche ins Projekt zu bringen. Hier müssen wir gegensteuern, aber: mit Augenmaß.
15:30 Uhr: Zum Glück ließ sich kurzfristig eine Telko mit der Kollegin organisieren. In der Runde beschreibt unser Scrum Master nochmal sensibel, wie der Prozess abläuft im Rahmen des erarbeiteten Vorgehensmodells und insbesondere warum. Ziel ist es ein Gleichgewicht zwischen Flexibilität hinsichtlich Anforderungen und Stabilität für die Entwicklung auf der anderen Seite hinzubekommen. Nur so ist gewährleistet, dass wir schnell auf neue Anforderungen der Auftraggeber oder Kunden reagieren können und bei der Umsetzung genügend Stabilität haben, um nicht nur qualitativ werthaltige Lösungen zu entwickeln, sondern auch ein zufriedenes Team zu halten.
Im Gespräch stellt sich heraus, dass die vermeintlich „kleine“ Anpassung in der Oberfläche – ein neues Attribut soll im Abschlussprozess vom User abgefragt werden – in Summer weitreichendere Folgen hat: Das neue Attribut dient einer angepassten Darstellung der erzeugten Rechnung und muss somit durch alle Folgesysteme gereicht und auch verarbeitet werden. Ich kann den Wunsch der Teamleiterin absolut verstehen und werden vor dem nächsten Sprint mit den übrigen Stakeholder klären, wie wichtig uns das Thema im Verhältnis zu den anderen, bereits vorgesehenen Stories ist. Reden hilft.
16:30 Uhr: Grobe Releaseplanung steht, Backlog ist aufgeräumt, jetzt heißt es kurz den morgigen Tag durchgehen, Termine vorbereiten und nochmal beim Team rein schauen, ob es offene Fragen gibt.
17:35 Uhr: Ab ins Hotel, Laufschuhe an und eine Runde durch den Wald joggen. Mal schauen, was morgen auf mich wartet…
Kennen Sie das auch? – An dieser Stelle möchten wir Ihnen danken, dass Sie unseren Beitrag gelesen haben und laden Sie herzlich an unserem kostenfreien sowie virtuellen Austausch “Meet & Greet der Product Owner” am 01. Oktober 2020 – 16:00 -18:00 Uhr teilzunehmen. Melden Sie sich hier unverbindlich für die Websession an.
Preview: Am 17. September 2020 erzählt Ihnen mein Kollege Tim Sonntag von seinem Alltag und Erfahrungen als Product Owner. Bis dahin.
Beste Grüße
Ihr Ronny Kant
* Wir berichten in dieser Beitragsserie aus unserem Alltag als Product Owner in Versicherungsunternehmen. Natürlich ist ein Rückgriff auf Unternehmen, Personen oder konkrete Projekte nicht möglich. Jeder Autor erzählt aus seinen persönlichen Erfahrungen.
Ronny Kant | Senior Consultant | PPI AG