Die zunehmende Digitalisierung eines Unternehmens ist nicht nur positiv. Dem wird wohl jeder zustimmen, der sich schon mal inmitten einer Bestandsmigration wiedergefunden hat.

Eine der schlimmsten Folgen der Digitalisierung für ein Unternehmen oder gar einen Staat ist aber die Cyberkriminalität. Bereits 2015 musste der deutsche Bundestag sein gesamtes Netzwerk erneuern lassen, nachdem Hackern dort eingedrungen waren. Um Gefahren wie dieser entgegenzuwirken, wagen die Behörden Singapurs einen drastischen Schritt: Sämtliche Computer ihrer Mitarbeiter sollen vom Internet getrennt werden. Die Kommunikation soll nur noch über ein Intranet laufen. Damit steht das Land nicht alleine da: Viele Hightech-Unternehmen, Rüstungskonzerne und Atomkraftwerke besitzen ein Intranet, das zumindest teilweise vom Internet getrennt ist.

Solche Firmen hüten hochsensible Informationen oder gelten als gesellschaftlich-kritische Institutionen. Würden sie angegriffen, hätte dies fatale Folgen – bis hin zum vollständigen Erliegen des täglichen Lebens. Man stelle sich nur einmal vor, der Strom in New York und Frankfurt fiele für Tage oder Wochen aus, weil die Steuerungssysteme gehackt worden wären. Knotenpunkte der Weltwirtschaft wären komplett handlungsunfähig.

So fern liegt der Schluss also nicht, einfach den „Stecker vom Internet“ zu ziehen und einen Schritt zurück in eine einfachere Welt zu gehen.

All dies steht im krassen Gegensatz zur allgegenwärtigen Digitalisierungsbewegung. Entsteht daraus eine Gegenbewegung?

Um dies zu beurteilen, muss man fragen, ob das Vorgehen überhaupt auf Versicherungskonzerne übertragbar ist. Ein kurzes Gedankenspiel kann zu einer Antwort führen:

Angenommen, eine Versicherung befürchtet vielfältige Hackerangriffe auf ihre IT. Die einzelnen Systeme sind durchweg miteinander verknüpft und an die Außenwelt, also das Internet angeschlossen. Im Inneren der Systeme schlummern die sensiblen Kundendaten in unterschiedlicher Ausprägung: vollständige Gesundheitsakten, Auskünfte über die finanzielle Lage, persönliche Daten und Bankverbindungen der Kunden – natürlich auch von wichtigen Staatsbediensteten. Zweifelsohne schützenswerte Daten.

Neben den Daten ist auch das Kerngeschäft einer Versicherung potenzieller Angriffspunkt für Cyberkriminalität. Die Auszahlungen der Versicherungsleistungen, für viele Kunden lebenswichtig, könnten böswillig auf andere Konten umgeleitet werden.

Plötzlich rückt die Idee, einfach den Stecker zu ziehen, spürbar näher.

Und doch: Unserer Meinung nach ist die Entdigitalisierung für Versicherungsunternehmen keine Lösung. Ohne E-Mails, E-Banking und ein Onlineportal ist das Versicherungsgeschäft heute kaum noch möglich. Dass dies ein Risiko birgt, sollte jedoch stets bedacht werden, wenn man über Digitalisierung redet.

Die Digitalisierung wirkt auch positiv auf die Sicherheit der Daten im Unternehmen: Eine kleine Zahl gut gewarteter und moderner Systeme lässt sich leichter gegen Eindringlinge abschotten als eine große Zahl von Altsystemen, die aus Softwarerelikten bestehen und Hackern die Arbeit erleichtern.

Eine weitere Möglichkeit, sich zumindest gegen die Verluste von Cyberattacken abzusichern, ist die Cyberversicherung. Solche Policen bieten Industrieversicherern und Anbietern neue Chancen und erfreuen sich steigender Beliebtheit. Auch wenn der Markt in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt: Ein Vergleich mit den USA zeigt großes Potenzial. Für uns ist die Entdigitalisierung daher keine Antwort, eher eine Überreaktion auf ein Risiko, dem man konstruktiv begegnen sollte.

Bis bald Ihre Gastautoren
Felix Fiedler und Ronny Kant

PS: Sollte Ihnen dieser Beitrag gefallen haben, dürfen Sie sich auch in Zukunft auf weitere Beiträge zum Thema CYBER freuen 😉

Über unseren Gastautoren:

Felix Fiedler ist Wirtschaftsmathematiker und arbeitet bei PPI im Bereich Aktuariat. Mit seinem fachlichem Wissen insbesondere zu Solvency II und seiner IT-Affinität, unterstützt er als Bindeglied zwischen Fachlichkeit und IT, Versicherer im Bereich Projekt- und Anwendungsmanagement.

Ronny Kant ist Junior Sales Manager im Bereich Versicherungen und ist nebenbei ein sehr kreativer wie auch innovativer Schreiberling. Er interessiert sich für zukünftige Entwicklungstendenzen der Versicherungsbranche und die daraus resultierenden Herausforderungen für Versicherungsunternehmen. Vielleicht erfreut er uns auch in Zukunft mit weiteren Impulsen.

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