Computerfreaks fiebern jedes Jahr auf einige, meist lang feststehende Daten zu, an denen die großen Hard- und Softwarehersteller ihre neuesten Innovationen vorstellen. Groß ist die Enttäuschung für viele, wenn die neuen Gadgets auf dem eigenen System nicht laufen, weil die Hardware zu schwach oder das Betriebssystem zu alt sind. Wenn es finanziell machbar ist, wird häufig die neueste Software oder gar ein neuer Rechner beschafft. Dieses Problem beschränkt sich nicht nur auf den Heimanwender, auch Unternehmen müssen sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass ihre IT-Infrastruktur möglicherweise nicht mehr alle künftig notwendigen Funktionen abdeckt. Gerade ein Sektor wie die Versicherungsbranche mit ihren teils über Jahrzehnte gewachsenen Systemen spürt solche technologischen Einschränkungen immer stärker. Von daher überrascht es kaum, dass 80 Prozent der Assekuranzen angeben, in den kommenden Jahren mindestens eine Komponente ihres Versicherungskernsystems austauschen zu wollen.

Befragt haben wir die Versicherungsunternehmen im Rahmen der vierten Auflage unserer PPI-Marktübersicht über das Softwareangebot für Sach-, Haftpflicht-, Unfall- und Kfz-Versicherungen (SHUK). Die Studie ist Trendradar und Marktübersicht in einem. Wie bereits in den Vorauflagen finden sich in „SHUK 4.0 – Neue Trends im Standardsoftwaremarkt“ sämtliche namhaften Softwareanbieter für den Bereich Kompositversicherungen mit ihren Produkten und den enthaltenen Funktionalitäten aufgelistet. Zugleich haben wir aber auch eine repräsentative Auswahl deutscher Versicherungen um Auskunft darüber gebeten, welche Anforderungen ihr künftiges IT-System erfüllen muss und welche Entwicklungen aus ihrer Sicht noch folgen können.

Wenig überraschend lassen sich aus den Antworten der Unternehmen die Auswirkungen der großen Trends des digitalen Zeitalters ablesen. Der Wunsch nach einer möglichst freien Konfigurierbarkeit sowohl auf der Produktebene als auch bei den Benutzeroberflächen ist klar der Notwendigkeit geschuldet, in immer kürzeren Abständen neue Produkte mit einer geringen Time-to-Market anbieten zu müssen. Mehr Self-Service-Funktionen erfüllen den Kundenwunsch nach vollständiger Zeit- und Ortsunabhängigkeit bei ihren Versicherungsgeschäften und entlasten zugleich die Ressourcen der Assekuranzen. Forderungen nach Cloud-nativen Anwendungen und der einfachen Anbindung externer Datenquellen sind auf die wachsenden Angebote für den IT-Betrieb as-a-Service und die Zunahme datengetriebener Geschäftsmodelle zurückzuführen. Insbesondere Letzteres passt auch mit den Einschätzungen zum künftigen Nutzenpotenzial Künstlicher Intelligenz (KI) zusammen. Über 80 Prozent der Studienteilnehmer sehen hier Möglichkeiten in der Analyse von Kundendaten und für die Verbesserung der Risikoanalyse.

Auf Seiten der Softwareanbieter ist die Marktsicht erfreulich ähnlich. Viele haben ihre Programme in Erwartung eines zunehmenden Betriebs in der Cloud bereits Cloud-ready strukturiert. Portallösungen fördern den Multichannel-Vertrieb und werden derzeit fast überall entwickelt, sofern sie nicht ohnehin bereits existieren. Low-Code- oder sogar No-Code-Funktionalitäten finden vermehrt Eingang in die Anwendungen, denn sie zählen zu den einfachsten Möglichkeiten, weitreichende Konfigurationsanpassungen ohne großen Aufwand zuzulassen. Generell arbeiten alle Unternehmen an einem Ausbau der automatisierten Verarbeitung von Geschäftsvorfällen, einige treiben die Einbettung moderner Datenanalysemethoden in operationelle Workflows weiter voran.

Über den Zeitraum unserer letzten Marktuntersuchung 2018 betrachtet hat sich einiges auf dem Standardsoftwaremarkt SHUK getan. Breite und Tiefe des marktverfügbaren Angebotes sind gewachsen, auch in das bislang vernachlässigte Thema Anwendungen für das Gewerbekunden- und Industriegeschäft ist Bewegung gekommen. Dass die Softwareanbieter bereits frühzeitig begonnen haben, die großen Trends am Markt bei ihren Entwicklungen zu berücksichtigen, hat die Lücke zwischen Angebot und Bedarf noch kleiner werden lassen. Zwar gibt es kein jährliches Großevent mit der Vorstellung neuer Features, aber Versicherungsunternehmen, die einzelne oder alle Komponenten ihrer Standardsoftware austauschen wollen, haben die Qual der Wahl.

SHUK 4.0 – Neue Trends im Standardsoftwaremarkt
Die vierte Auflage der Marktübersicht über das Softwareangebot für Sach-, Haftpflicht-, Unfall- und Kfz-Versicherungen kann über die Webseite der PPI AG bestellt werden. www.ppi.de/shuk-2022

Autoren: Tobias Kohl, Tim Glenewinkel, Tim Sonntag

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