Den letzten Beitrag habe ich mit der Aussicht auf zentrales Produktwissen und einen “echten” Produktserver beendet. Heute möchte ich daran anknüpfen und diesen Evergreen im Projektportfolio der Versicherungsbranche aus Sicht der Digitalisierung betrachten. Fangen wir also mit der elementarsten Frage an:
“Was ist ein Produktserver? Ein Produktserver, das ist ein schwarzes Loch …”
Auch wenn diese Antwort aus der „Feuerzangenbowle“ schon vielfach zitiert wurde, ist sie aus meiner Sicht leider allzu treffend. Warum? Dazu ein subjektiver Blick auf typische Produktserver.
Alle (mir bekannten) Maßnahmen oder Projekte, einen Produktserver zu entwickeln, endeten entweder im Abbruch oder aber mit einer einzigen fachlichen Funktionalität: der Prämienberechnung. Häufig ergänzt durch die Prüfung der objektiven Risikomerkmale (“Plausis”) für die Berechnung und die eine oder andere Leistungsprüfung. So weit, so gut.
Oder auch nicht. Wenn ich mir überlege, was heute schon (und in Zukunft noch viel mehr) alles an Informationen gesammelt wird, dann muss der Anspruch an einen Produktserver höher sein, als eine Prämie zu berechnen. Laut der Trendstudie Versicherungen 2020 von 2bahead ist der Produktserver „… Teil eines großen ‚intelligenten Touchpointmanagements‘, das die von vielen verschiedenen digitalen Geräten gesammelten Daten verbindet und zu intelligenten Schlussfolgerungen zusammenführt“.
Ein Kollege, der sich intensiv mit der Implementierung von Produktservern beschäftigt, hat es mal so formuliert:
“Ein intelligenter und kommunikativer Produktserver reagiert auf eine Anfrage nicht nur passiv mit einer Feststellung, sondern bietet auch aktiv Alternativen und Empfehlungen für den Konsumenten.”
Die Kombination von individuellen und situativen Empfehlungen führt zu adaptiven Prozessen und Produkten.
Wenn Sie also die technologischen Trends von SMACIT und Co. bedienen wollen, sind sprechende Schnittstellen unumgänglich. Technisch sind wir dazu schon lange in der Lage. Woran also hapert es? Platz 1 der häufigsten Antworten: „Unsere Produkte sind zu komplex!“ Dicht gefolgt von: „Wir haben zu viele Produktvarianten!“
Sicherlich hat die Komplexität der Produkte den größten Einfluss auf den wirtschaftlichen Betrieb eines Produktservers, und auch Quantität ist unbestreitbar ein Treiber für Komplexität.
Allerdings steht vor dem Betrieb die Entwicklung und vor der Entwicklung das Verstehen. Bevor wir also Produktkomplexität als etwas verdammen, das unbedingt reduziert und vermieden werden muss, sollten wir zunächst herausfinden, wodurch die Komplexität entsteht. Und das bedeutet, alle Informationen und Regeln aus dem Produktentwicklungsprozess zu vernetzen. Erst dann kann ein zentraler Produktserver zielführend und wirtschaftlich sinnvoll aufgebaut werden.
Any Comments?
Beste Grüße
Robert

#Digitalisierung #Versicherungen #Produktmanagement #adaptiveProdukte

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