Lessons learned: Aus den Erkenntnissen des ersten Beitrages ergibt sich, dass es schwierig ist, Telematik-Tarife einzuführen und damit direkt positiv zum Geschäftsergebnis beizutragen. Dennoch ist es sinnvoll, in diese Technologie zu investieren, um wertvolle Kundendaten zu sammeln und den Anschluss an die Konkurrenz nicht zu verlieren. Die folgenden Handlungsempfehlungen sorgen für den nötigen Erfolg im Projekt „Telematik“!

1. Einhaltung des Datenschutzes

Daten zu erheben und zu speichern sind kritische Punkte, die dem Thema Big Data zunächst entgegenstehen. Für die Datenerhebung müssen Sie die Grundsätze der Datenvermeidung und -sparsamkeit einhalten (vgl. § 3a BDSG). Nur die für die Tarifierung benötigten Daten sollten gespeichert werden. Für die Speicherung der Rohdaten sollte entsprechend der CoC-Regelungen eine maximale Dauer von sechs Monaten gelten. Außerdem müssen Sie die ab 2018 geltende EU-DSGVO einhalten und somit die Datenerhebung und Speicherung für den Kunden transparent gestalten. Möchten Sie die Daten für andere Zwecke als die Tarifierung verwenden, muss dies vertraglich mit den Kunden vereinbart werden.

2. Transparenz und verständliche Tarifierung

Für Ihre Kunden muss vor Abschluss des Telematik-Tarifes klar sein, welche Daten erhoben werden. Auch dies sollten Sie vertraglich direkt im Antrag festhalten, sodass später keine Unklarheiten entstehen. Idealerweise stellen Sie Ihren Kunden eine App zur Verfügung, in der die Daten eingesehen werden können. So bekommen Ihre Kunden ein direktes Feedback über ihre Fahrweise und die damit verbundenen Ersparnisse. Nur durch Transparenz kann sichergestellt werden, dass die Kunden die Telematik-Technik nutzen und durch sicherere Fahrweise weniger Schäden entstehen.

3. Telematik-Tarif muss sich rentieren

Die Einführung der neuen Technik ist kein Selbstzweck. Die Investitionen in die Infrastruktur, Mitarbeiterschulungen und IT sind hoch und müssen sich in absehbarer Zeit rentieren. So schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe! Zum einen können wertvolle Bestandskunden, die ohne Telematik-Angebot zur Konkurrenz wechseln würden, langfristig gebunden werden. Zum anderen können Sie Neukunden gewinnen, sodass lukrative Kundenverbindungen entstehen können.

4. Zusätzliche Serviceleistungen anbieten

Neben dem Argument einer günstigeren Prämie bei entsprechender Fahrweise sollten Sie Ihren Kunden zusätzliche Serviceleistungen anbieten. Dazu zählen beispielsweise Self-Services im Schadenfall, Schadenprävention (Analyse des Fahrstils), Informationsdienste (Kulturangebote, Parkplatzsuche), Sicherheitsdienste (Arzt-/Krankenhausfinder) und Community-Dienste (Vergleich mit Freunden). Durch dieses umfassende Angebot schaffen Sie Mehrwerte für die Kunden und setzen sich von der Konkurrenz ab.

5. Einbindung aller Mitarbeiter

Die Einführung des neuen Telematik-Tarifes betrifft fast alle Abteilungen Ihres Unternehmens: Von der Produktentwicklung über das Aktuariat bis zum Vertrieb sind viele Mitarbeiter beteiligt. Wichtig dabei ist, die Mitarbeiter frühzeitig einzubinden. Ihr Vertrieb beispielsweise ist täglich unmittelbar mit den Kunden in Kontakt und kennt daher deren Wünsche und Bedürfnisse. Auch die Schadenbearbeitung kann viele der Services in die eigenen Betriebsabläufe integrieren, sodass mehr Zeit für die Bearbeitung von komplizierten Schadenfällen bleibt. Achten Sie darauf, Ihre Kollegen von Anfang an einzubeziehen. Dann können Sie die Projektdauer und die Kosten verringern.

Bis zum nächsten Mal,
Maximilian Bohlen

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Maximilian Bohlen ist Bachelor der Betriebswirtschaft und angehender Wirtschaftsinformatiker. Bei PPI arbeitet er als Consultant im Bereich Versicherungen. Seine Stärke ist die Beratung und Umsetzung an der Schnittstelle zwischen versicherungsfachlichen Anforderungen und modernen IT-Systemen

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