In meinem letzten Beitrag zu Solvency II und Digitalisierung habe ich mich mit den Informationen auseinandergesetzt. In diesem Teil werde ich die Architektur und die Prozesse genauer beleuchten.
Ist die Solvency-II-Architektur zweckmäßig für das Unternehmen? Unterstützt sie den Prozess, oder ist sie ein weiteres Hindernis auf dem Weg zum Abschluss? Für mich die zentralen Fragen zur Solvency-II-Architektur, die sich jedes Unternehmen stellen sollte. Die zusätzlichen Anforderungen ab 2017 und die immer knappere Zeit bis zum Abschluss sind nur zwei Gründe, die Architektur nochmals zu überprüfen und zu verbessern. Dabei sollte gerade die effiziente Anbindung an weitere Anwendungen im Fokus stehen. Überschneiden sich an diesen Schnittstellen zudem noch die Zuständigkeiten, kann eine effiziente technische Lösung Reibungsverluste vermeiden.
Sowohl Architektur als auch Informationen sind eng mit den Prozessen verknüpft. Klar definierte Prozesse können als Grundlage dienen, die Architektur zu verbessern. Aber auch die bestehende Architektur kann helfen, das Prozessbild zu schärfen. Nur eine realistische Einschätzung der eigenen Stärken führt zu einem effizienten Ansatz, den jeweils schwächeren Bereich zu verbessern.
Auch die Informationen, die dem Unternehmen durch das Solvency-II-Reporting zur Verfügung stehen, sind abhängig von der Qualität der Prozesse. Je effizienter die Prozesse, desto besser und aktueller die Daten. Gerade während der ersten Solvency-II-Reportings ist es wichtig, die Prozesse kritisch zu betrachten, um Schwächen auszubessern – aber auch, um zu erkennen, ob die Prozesse weiter nutzbar sind.
Solvency II und Digitalisierung sind zwei Themen, mit denen sich die Versicherungsbranche in den letzten Jahren intensiv beschäftigt hat und auch in den nächsten Jahren beschäftigen wird. Für mich liegt es daher nahe, die Erkenntnisse der Digitalisierung auf Solvency II anzuwenden. Die digitale Sicht auf Solvency II hilft, Chancen und Probleme zu erkennen und ihnen eine Struktur zu geben. So kann Solvency II mehr werden als eine Reporting-Pflicht: ein Werkzeug zur Unternehmenssteuerung, das die neu geschaffenen Strukturen und die Informationen auch im Unternehmen weiterverwendet. Oder ein Beispiel für einen digitalen Prozess, der Informationen und Architektur optimal ausnutzt und so Vorreiter für die weitere Digitalisierung des Unternehmens ist.
Bis dahin, Ihr
Felix Fiedler
Über unseren Gastautoren:
Felix Fiedler ist Wirtschaftsmathematiker und arbeitet bei PPI im Bereich Aktuariat. Mit seinem fachlichem Wissen insbesondere zu Solvency II und seiner IT-Affinität, unterstützt er als Bindeglied zwischen Fachlichkeit und IT, Versicherer im Bereich Projekt- und Anwendungsmanagement.
Torsten Gillessen ist seit Januar 2011 Partner bei der PPI AG und verantwortet dort die Geschäftsbereiche Aktuariat und Prozess-/Projektmanagement. Seine Schwerpunkte liegen bei regulatorischen Themen wie Solvency II sowie im Produktmanagement und der Planung von Big Data.
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