Heute habe ich zum zweiten Mal einen Artikel gelesen, der mich doch nachdenklich gestimmt hat. Zum ersten Mal im Dezember letzten Jahres bei der morgendlichen Lektüre der Tagesschau-App mit dem aufsehenerregenden Titel „Der Todes Algorithmus“. Heute Morgen dann nicht minder provokant „Kein Platz für Optimismus – Algorithmen errechnen den Tod“ in der FAZ.
Kurz zusammengefasst geht es darum, dass mathematische Algorithmen dazu verwendet werden, um die Lebenserwartung zu errechnen. Für Aktuare und die Lebensversicherung ein alter Hut. Der Unterschied besteht in der Verwendung der Ergebnisse, die in diesem Fall dazu verwendet werden, eine Entscheidung über noch lohnende Behandlungstherapien zu treffen. Ich möchte nicht zu sehr die Details wiedergeben, da es mir weniger um diesen konkreten Fall, sondern um den grundsätzlichen Umgang mit der rasanten Geschwindigkeit technischer Entwicklungen geht. Die moralische und ethische Diskussion zu oben genannter Methodik überlasse ich den beiden Artikeln.
Ich möchte das Augenmerk mehr darauf lenken, wie wir zunächst ganz persönlich mit der Digitalisierung umgehen.
- Wie empfinde ich im Alltag die Digitalisierung?
- Wieviel Vernetzung tut mir und meiner Familie gut?
- Was sind meine Bedürfnisse in den nächsten Jahren?
- Was will ich meinen Kindern vermitteln, damit sie später wieder aufrecht gehen (anstatt mit gesenktem Blick aufs Handy gegen den nächsten Pfeiler zu krachen).
Viele der Fragen sind eher angstgetrieben. Angst vor Veränderung. Angst vor Missbrauch. Angst abgehängt zu werden. Angst abhängig zu sein. In unserer heutigen Welt gibt es leider eine Tendenz zum Negativen. Zum Pessimismus. Angesichts der erwähnten Artikel nicht verwunderlich. Schaut man sich die Alltagspresse an, muss man schon sehr genau hinschauen, um etwas Positives zu entdecken (und damit meine ich nicht die bunten Bilder der Grammyverleihung).
Wie also gehe ich mit meinen Digitalisierungsängsten um? Ich persönlich habe mir drei Dinge vorgenommen:
Aufgeschlossenheit und Neugier
Ich versuche aufgeschlossen gegenüber Neuem zu sein. Ich probiere Dinge aus, ohne Anspruch auf sofortigen Erfolg. Dabei versuche ich, nicht alles vorher im Internet zu recherchieren und strebe auch keine 100% Erfolgsgarantie an. Und ich versuche, Wissen und Meinungen zu trennen.
Technik, die begeistert
Technik begeistert nur, wenn sie einen Bedarf bedient. Inzwischen kann es durchaus sein, dass Technik neuen Bedarf schaffen kann (oder weckt). Als prominentestes Beispiel wird hier dann immer das iPhone genannt. Aber noch! entsteht Bedarf durch mich ganz individuell. Ich bin dafür verantwortlich und ich entscheide, ob ich mich von Bling-Bling-Technik treiben oder aber meine Bedürfnisse sinnvoll durch Technik unterstützen lasse.
Mehr Wissen statt Meinung
Auch leichter gesagt als getan – in unserer heutigen Zeit, in der die Kommentarfunktion omnipräsent ist. Aber umso wichtiger ist es mit Informationen, die Angst und Befürchtungen schüren, aktiv umzugehen. Ich informiere mich und mache mir mein eigenes Bild. Das ist manchmal anstrengend und zum Teil auch frustrierend bei so vielen Quellen – aber dennoch ist es der einzige Weg.
Das sind meine ganz persönlichen drei Leitlinien. Nichts davon ist jetzt bahnbrechend neu. Allerdings ist es vielleicht gerade deshalb der richtige Weg, den Ängsten der Digitalisierung mit Reflektion und Hinterfragen zu begegnen, um darin auch Chancen erkennen zu können.
In diesem Sinne mache ich es mir mit meinen Liebsten gemütlich, um viel zu erleben – bevor der Algorithmus irgendwann zuschlägt (oder auch noch nicht)?
Viele Grüße
Robert
#Digitalisierung #Versicherungen #Algorithmen #Innovation
2 comments
Hallo Robert,
beim Stöbern in der Vergangenheit habe ich gerade deinen Post entdeckt und sehe Raum für ergänzende Leitlinien des persönlichen Umgangs mit Prozessen der Digitalisierung:
– Wichtiger als Lebenstempo ist Lebensqualität.
– Wichtiger als Dynamik von Strukturen sind deren Auswirkungen auf Lebensqualität.
– Wichtiger als Mengen von Ereignissen sind nachhaltige Auswirkungen von Ereignissen auf Lebensqualität.
Über die Bedeutung von 'Lebensqualität' kann man lange und mit unsicherem Ergebnis diskutieren, jedoch nicht im Kontext eines solchen Kommentars. Darum beschränke ich mich auf die im Post angesprochene Frage, was die aufgeführten Statements für den persönlichen Umgang mit Prozessen der Digitalisierung bedeuten.
In Kurzform: Befreiung von vermeintlich unvermeidbarer und ständig beschleunigender Komplexität und Dynamik des Lebens!
Etwas prägnanter:
– Fokussierung: Eigene Aktivitäten nicht verzetteln, sondern auf wenige, wichtige Ziele konzentrieren.
– Entschleunigung: Besser wenige Dinge mit Leidenschaft gut und richtig tun, als Vieles halbherzig, lustlos und nebensächlich betreiben.
– Zielorientierung: Nicht Trends und Moden nachlaufen, sondern eigene Ziele formulieren, die Orientierung im Gewirr verschlungener Pfade möglich machen.
Aus deinem Auftritt schließe ich auf einen positiven Karriereweg. Wenn ich richtig läge, würde mich das aufrichtig freuen!
Viele Grüße aus Köln
Karlheinz
Hallo Karlheinz,
auch ich habe beim Lesen deines Kommentars eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit vollführt.
Vielen Dank für deine prägnanten Ergäzungen, die es wie immer auf den Punkt bringen.
Für alles Weitere werde ich in meinen Kontakten wühlen und mich bei dir auf einem anderen Weg noch mal melden.
Viele Grüße
Robert